Unsere Erinnerungen sind nur die Spitze des Eisbergs

Wie erinnern wir uns?

Wenn Du vor 3 Wochen und 4 Tagen Deine Wohnung geputzt hast und dies halt nötig ist, aber keine wirklich tiefgehende Bedeutsamkeit gehabt hat, wirst du Dich nicht mehr daran erinnern, wenn ich Dich frage, was hast Du vor 3 Wochen und 4 Tagen gemacht.

Ist aber bei dieser Tätigkeit ein Anruf reingekommen der Dich emotional total aufgewühlt hat oder Du bist heftigst ausgerutscht und hast Dich körperlich verletzt, wirst Du Dich daran erinnern.

Aber wenn ich Dich heute frage, wie war es genau an diesem Tag, wie war das Erlebnis, wird es auch schon nicht mehr absolut faktisch genau so sein, wie es war. Das heutige Erleben, Deine Stimmung ob es Dir gut geht oder ob Du heute einen nicht so schönen Tag hattest, all dies hat Einfluss auf die erzählte Geschichte. (State dependent Memory)

Durch die Erinnerung verändern wir bereits die Erinnerung. Unser neuen Erfahrungen färben diese Erinnerung. Es aktualisiert sich.

Es wird dann in der Bibliothek der Erinnerung ablegen, nur wenn es wirklich sehr schrecklich war oder hoch positiv emotional, traumatisierend,  wird es Dir im Gedächtnis bleiben, mit der Verknüpfung der Emotionen und Empfindungen die diese Erinnerung bewertet.

Wird Dir jetzt anders herum jemand erzählen, er putzt seine Wohnung, kann es sein, das diese gespeicherten Informationen in Dir wachgerüttelt werden. Und ein komisches Empfinden und Gefühl steigt auf, das Du gar nicht mehr einordnen kannst. Je tiefer diese Erinnerungen vergraben sind, umso unbewusster ist das Geschehen.

Emotionen sind der Widerhall aus der Vergangenheit. Wir reagieren auch auf andere Menschen mit diesem Widerhall und sind deshalb nie absolut bewertungsfrei und wertfrei.

An Traumen, die noch viel früher waren, im Kleinkindalter bis zu 3-4 Jahren (erst dann entwickelte sich das biographische Gedächtnis) haben wir keine Erinnerung.

Die sogenannte kindliche Amnesie. Diese brauchten wir auch, damit wir ganz schnell wieder vergessen, z.b. wie weh es tut, wenn wir beim Laufenlernen auf den Po geplumst sind.

Das biographische Gedächtnis ist unsere eigene Geschichte, wir selbst in der Welt. Sie hängt davon ab ob ich die Möglichkeit hatte meine Geschichte zu erzählen, bin ich gefragt worden

Prägungen fangen an ab dem 3. Schwangerschaftsmonat! 

Das was unser Leben bestimmt, ist das unbewusste (implizite) Gedächtnis!

Dort sind alle Lebensgrundlagen, alle Muster, Überzeugungen wie das Leben ist, unsere Beziehungsfähigkeit gebildet worden.

An das was uns am meisten geprägt habt, können wir uns nicht erinnern.

In einer Zeit in der wir noch nichts erzählen konnten und wir noch keine Worte hatten. Vielleicht taucht der ein oder andere Gedankenblitz auf, der aber schwer zuzuordnen ist.

Diese Zeit bestimmt aber unser Leben, wenn irgendwas bedrohliches auf uns zukommt, wird auf dieses unbewusste Gedächtnis zugegriffen. Es prägt unsere Reaktionen und emotionalen Verhaltensweisen. Wie Panik, Angst, davon Rennen oder Erstarrung. Es ist ein Automatismus entstanden.

Erinnerung sorgen für unser heutiges Überleben und leben. Bestimmen z.B. Entscheidungen.

Wir können noch soviel vom Kopf her erkennen und positiv denken, Glaubenssätze wandeln, es gibt einen Bereich in uns der das alles sabotiert.

Wir bleiben an bestimmten Punkten hängen, wie ein Fluss der immer irgendwo gestaut wird, er verliert seine Kraft zum Fließen.

Traumatisierte Menschen sind oft gefangen. Haben keine Wahlmöglichkeiten. Weil die Vergangenheit so stark ins hier und jetzt reinspielt.

Keine Zukunft, keine Zukunftvorstellung, weil die Ohnmacht so stark ist!

Unser Gedächtnis wirkt wie ein Kompass, wir  beziehen uns immer wieder zurück, können aus dem was wir abgespeichtet haben neue Entscheidungen treffen oder bleiben gefangen in der Vergangenheit.

Vergangenheit ist Erinnerung, die einen Prozess in der Zukunft beeinflusst.

Um wirklich Heilung zu erfahren ist es wichtig mit diesen unbewussten Schichten in Verbindung zu kommen. Sonst gehen wir verloren in der Vergangenheit. Du bleibst im Schatten der Vergangenheit. Du bleibst im Trauma.

Wir wurden beeinflusst durch die Vergangenheit, was aber nicht heißt, dass wir ein Leben lang in ihr gefangen sein müssen. Wir brauchen die Vergangenheit um sie zu nutzen, als Kompass in ein erfülltes, zufriedenes Leben!

Ganz wichtig seid gnädig mit Euch, macht euch nicht noch weiter Vorwürfe wenn etwas nicht klappt, geht auf die Suche nach diesen ganz tiefen Prägungen und Mustern.

lebensmitte-endlich-stark.de