Es war einmal….

Es war einmal in einem zauberhaften Garten, wo die Blumen in bunten Farben erstrahlten und die Luft von summenden Insekten erfüllt war.

Inmitten dieser Pracht lebte ein kleiner Marienkäfer namens Max. Seine Flügel waren so rot wie die untergehende Sonne und sein Herz sollte so leicht sein wie der Morgentau. Doch er war traurig und sein Herz war schwer.

Max war nicht frei, denn er war gefangen in den feinen, aber starken Netzen einer großen, glänzenden Spinne namens Narcissa.

Sie webte kunstvolle Netze und prahlte ständig damit, wie sie den kleinen, schutzbedürftigen Marienkäfer umsorgte. Doch in Wirklichkeit hielt sie Max gefangen, nicht nur aus Einsamkeit, sondern um endlich jemanden zu haben, den sie lieben und der sie lieben würde, ohne sie jemals zu verletzen. Max war für sie ein kleines Wesen, von dem sie Bewunderung erntete und der all ihre emotionalen Bedürfnisse zu befriedigen schien.

Narcissa sprach von Liebe und Fürsorge, aber ihre Fäden waren Fesseln, die Max‘ Flügel der Freiheit banden. Er fühlte sich zwischen der Sehnsucht nach Abenteuer und der Verantwortung für Narcissas Glück gefangen. Jeder Fluchtversuch führte zu Schuldgefühlen und Zweifeln in seinem Herzen.

Doch eines Tages begegnete Max einem klugen Grashüpfer namens Hermes. Hermes erkannte sofort Narcissas Täuschung, Manipulation und List. Und er sah das Leid von Max.

Hermes lehrte Max den Mut, die Fesseln zu sprengen, um Freiheit und Glück im Leben zu entdecken. Er lehrte ihn wieder zu fühlen, was er so vermisste, er lernte ihn seine eigenen wahren Bedürfnisse zu erkennen, denn für Glück und Zufriedenheit gibt es keine zeitliche Frist.

Der Weg zur Freiheit war steinig und schwer, denn Max‘ Geist war gefangen in einem Geflecht aus Emotionen und Zwiespalt. Doch mit jedem Schritt, den er wagte, wuchs seine Stärke und sein Vertrauen.

Schließlich, nach einem mutigen Sprung und voller Entschlossenheit, gelang es Max, Narcissas Netze zu durchbrechen. Er breitete seine Flügel aus und flog hinaus in die weite Welt.

 

Neue Blumen, neue Freunde und die warme Sonne begrüßten ihn, während er sein eigenes Glück und seine wahre Freiheit fand.

 

Narcissa blieb zurück, verbittert und allein in ihrem Netz aus eigenen Wunden und Ängsten, unfähig zu verstehen, dass wahre Liebe die Freiheit umfasst und nicht das Festhalten an jemandem gegen seinen Willen.

 

 

Max:

Max ist von Natur aus ein liebevoller und fürsorglicher Marienkäfer, der in einem Umfeld der Manipulation und Kontrolle aufgewachsen ist. Die Spinne Narcissa hat geschickt seine Psyche beeinflusst, sodass er sich in einer emotionalen Zwickmühle befindet.

Zu Beginn fühlte Max eine tiefe Verpflichtung gegenüber Narcissa. Sie nutzte seine natürliche Empathie aus, um Schuldgefühle und Angst in ihm zu erzeugen, falls er versuchen würde, sich von ihr zu lösen. Diese emotionale Manipulation führte dazu, dass Max sich ohnmächtig und gefangen fühlte, nicht nur physisch in den Netzen, sondern auch in einem Geflecht aus Schuld und Zwang.

Die psychische Disposition von Max war geprägt von einem inneren Konflikt. Einerseits sehnte er sich nach Freiheit, Abenteuer und persönlichem Wachstum. Andererseits lasteten auf ihm die falsch verstandene Verantwortung für Narcissas Wohlbefinden und die Angst davor, sie zu enttäuschen oder zu verletzen.

Die Spinnenweben von Narcissa waren nicht nur physisch stark, sondern auch emotional verwirrend. Jeder Versuch, sich zu befreien, löste eine Lawine von Zweifeln, Schuldgefühlen und Angst in Max aus. Er fühlte sich in einem Netz aus psychologischen Fesseln gefangen, das seine eigenen inneren Überzeugungen und die manipulativen Gedanken von Narcissa miteinander verstrickte.

Die ohnmächtige Situation, in der Max sich befand, resultierte aus einer Mischung aus emotionaler Beeinflussung, Selbstzweifeln und der Überzeugung, dass er für das Glück und die Sicherheit der Spinne verantwortlich sei. Dies alles erschwerte es ihm ungemein, den Mut zu finden, sich von den Fesseln der Manipulation zu befreien und seine eigene Freiheit zu suchen.

 

Mutter Narcissa:

Narcissa ist eine komplexe Spinne, deren Geschichte von Einsamkeit und Enttäuschung geprägt ist. Früher war sie Teil einer großen Gemeinschaft von Spinnen,  in der sie aber viel Negatives und Abwertung erlebt hat. Sie wurde seelisch verlassen und dann  aus dieser Gemeinschaft verstoßen. Das hat tiefe Wunden in ihr hinterlassen.

Sie sehnt sich nach Bindung und Zugehörigkeit, aber die Zurückweisung hat sie misstrauisch und zurückhaltend gemacht. Ihr Vertrauen in andere Lebewesen ist erschüttert. Deshalb spinnt sie ein Netz der Kontrolle um Max, um nicht erneut verletzt zu werden. Sie projiziert ihre eigenen ungelösten Emotionen auf Max, indem sie ihn als Quelle für Liebe und Sicherheit betrachtet.

Narcissa versteckt ihre eigene Einsamkeit hinter einer Fassade der Fürsorglichkeit. Sie manipuliert, um ihre Leere zu füllen, indem sie Max als ihr einziges Objekt der Zuneigung betrachtet. Ihre Furcht vor erneuter Enttäuschung und ihr Verlangen nach Zuneigung sind in einem ungesunden Muster verstrickt, das sie dazu bringt, Max festzuhalten, um ihre eigenen emotionalen Bedürfnisse zu befriedigen.

Ihre Vergangenheit hat sie gelehrt, dass emotionale Bindungen Schmerz bringen können, und deshalb ist sie besessen davon, Max zu kontrollieren, um nicht erneut verletzt zu werden. Ihr Verhalten ist ein Spiegelbild ihrer eigenen tiefen Verletzungen und ihrer Furcht, wieder alleine zu sein.

Trotz ihrer narzisstischen Züge ist Narcissa letztendlich ein Opfer ihrer eigenen Vergangenheit, gezeichnet von Schmerz und der Unfähigkeit, ihre eigenen emotionalen Wunden zu heilen.

 

Copyright: Beate Elisabeth Popp

Bild Fliegender Marienkäfer:  ElinaElena by Pixabay

Bild mehrere Marienkäfer: Christiane by Pixabay  

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