Sind die Gefühle der Maßstab aller Dinge?
Du musst Deine Gefühle wahrnehmen Du musst sie spüren! Gefühle sind viel wichtiger als unser Verstand. Glaubst Du das auch?
Nur wenn Du authentisch Deine Gefühle wahrnimmst, ausdrückst ohne Einschränkung bist Du wahrhaftig. Runter schlucken, unterdrücken geht nicht…?
Stimmt das?
Gefühle sind das Non plus Ultra geworden.
Steht Dir jemand gegenüber der seine Gefühle nicht zeigen kann, entsteht in dir der Wunsch, diesen Menschen muss man knacken? Den Panzer aufbrechen?
Doch gerade das Gegenteil ist der Fall, die meisten Menschen haben ein riesengroßes Problem mit Grenzen setzen können. Es geht nicht darum, dass sie einen Panzer aufgebaut haben, sondern darum, dass sie sich in Ihren Gefühlen verloren haben, dadurch ein scheinbares Bild im Außen von sich aufbauen von Stärke und Scheinidentität.
Denn gerade das völlige überschwemmt werden von Gefühle kann zu enormen Problemen führen.
Also alles mit dem Verstand regulieren? Nein, auch das ist keine Lösung.
Was also tun?
Aber schauen wir und doch zuerst an wie Gefühle entstehen.
Gefühle folgen auf eine innere Reaktion des Körpers. Gefühle sind sozusagen interpretierte Körperempfindung,
Unsere Bewertung ist gelernt und kann deshalb verändert werden.
Dich berührt etwas in Sekundenschnelle, ob positiv oder negativ, dein Gehirn stellt Verknüpfungen her und das wie Du es empfindest, wird in Gefühlen ausgedrückt.
Also sind Gefühle Folgen von einer vorangehenden Körperwahrnehmung, einer Körperreaktion.
Schon Babys haben Körperempfindungen. Durch die Eltern lernen wir wie diese Empfindung benannt wird. Hunger, Angst, Wut, Trauer usw.
Es ist aber so, dass die Namen für diese Körperempfindungen aus zweiter Hand sind, sozusagen von einer anderen Person, der Mutter z,B, benannt wurde.
Du kennst bestimmt das Gefühl von Angst, würdest es auch so benennen, weil Du es so gelernt hast, aber vielleicht ist es eher eine Wut.
Schmetterlinge im Bauch kannst Du fühlen, wenn Du verliebt bist, aber auch wenn Du nachts durch die Straßen irrst, Dich verlaufen hast, das grummeln im Bauch ist dann eher Angst.
Wenn Eltern ein Problem mit Trauer haben, dieses Gefühl unterdrücken, werden Körperempfindungen/Reaktionen beim Kind vielleicht mit Unachtsamkeit, Angst oder Ablehnung interpretiert.
Es gibt auch hier Unterschiede im Geschlecht. Frauen dürfen weniger Wut zeigen, reagieren dann eher mit Trauer, Männer können dagegen oft keine Trauer zeigen und spüren diese nicht.
Gefühle sind selten in der Gegenwart
Da die Interpretationen sehr früh gelernt wurden und mit bestimmten Erfahrungen verknüpft sind, regieren wir in der Gegenwart mit Interpretationen der Vergangenheit. Ähnlich erlebte Situationen im Hier und jetzt lassen das Gehirn sofort Verknüpfungen erstellen zur Vergangenheit und so wird dann die Situation gefühlt.
Das kann dann natürlich sein, dass eine völlige überzogene Fehlinterpretation vorliegt, und es eventuell völlig an der aktuell erlebten Situation vorbei wahrgenommen, also völlig extreme Gefühlsausbrüche stattfinden, die in keinem Verhältnis stehen zum aktuell Erlebten.
Auch kann jeder extreme, eventuell auch positive Reiz der Umwelt zu einer Stressreaktion und negativer Fehlinterpretation führen, weil diese Reize das Gehirn überfordert und es als Gefahr interpretiert wird..
Du siehst also das mit den Gefühlen ist nicht so einfach.
Gerade traumatisierte Menschen werden von den Gefühlen völlig überfordert, es entstehen Dissoziationen.
Was kannst Du jetzt tun?
Du kannst lernen Dich selber aus einer Beobachterposition zu betrachten. Dadurch gehst Du nicht in eine Identifikation mit dem Gefühl.
Gedenken kommen und gehen, Gefühle kommen und gehen.
Wenn Du nicht überwältigt werden möchtest, spüre immer zuerst im Körper, wo spürst Du das Gefühl, wie nimmst Du es wahr:
Heiß oder kalt, wo sitzt es im Körper, ist es drücken, einengend, stechend, kribbelnd usw.
Dadurch bleibst Du im Beobachter- Ich und es entsteht nicht die Gefahr, dass Du Dich völlig mit dem Gefühl identifizierst und überflutet wirst.
Hier entsteht die Pause zwischen Reiz und Reaktion!