Was ist eine Retraumatisierung?
Stell dir vor, Du hast als Kind immer wieder Ablehnung und emotionale Kälte von den Eltern erfahren. Jetzt, als Erwachsene(r), lebst Du in einer Beziehung mit einem Partner(in), der genauso distanziert und abweisend ist.
Jedes Mal, wenn Du Nähe sucht und zurückgewiesen wirst, fühlt es sich nicht nur wie eine Enttäuschung in der Gegenwart an – es reißt alte Wunden auf. Die Gefühle von Hilflosigkeit, Schmerz und Einsamkeit brechen wieder hervor, fast so, als wäre die Vergangenheit plötzlich wieder real.
Genau das ist eine Retraumatisierung. Sie geschieht, wenn Menschen erneut mit Situationen oder Auslösern konfrontiert werden, die stark an ihr ursprüngliches Trauma erinnern. Besonders dann, wenn das alte Trauma nicht ausreichend verarbeitet wurde, können solche Erlebnisse die alten Verletzungen reaktivieren.
Der Körper und die Psyche reagieren dann so, als würde das frühere Trauma noch einmal passieren – mit den gleichen intensiven Emotionen, Ängsten und manchmal sogar körperlichen Symptomen.
15 Auslöser, durch die eine Re-Traumatisierung auftreten kann:
Welche Symptome können bei einer Retraumatisierung aufteten?
Eine Retraumatisierung kann sich auf verschiedene Arten äußern, sowohl auf emotionaler als auch auf körperlicher Ebene. Hier sind einige häufige Anzeichen und Symptome, die darauf hinweisen können, dass eine Person retraumatisiert wurde:
1. Intensive emotionale Reaktionen: Plötzliche und überwältigende Emotionen wie Angst, Panik, Wut, Trauer oder Hilflosigkeit können auftreten, oft ohne ersichtlichen Auslöser.
2. Flashbacks und Erinnerungen: Die Person kann unkontrollierbare Flashbacks oder intensive Erinnerungen an das ursprüngliche Trauma erleben, die das Gefühl vermitteln, das Trauma erneut zu erleben.
3. Vermeidungsverhalten: Die Person kann beginnen, Situationen, Orte, Menschen oder Aktivitäten zu vermeiden, die an das Trauma erinnern oder ähnliche Stressoren auslösen könnten.
4. Hypervigilanz: Eine erhöhte Wachsamkeit oder Hypervigilanz kann auftreten, wobei die Person ständig auf potenzielle Bedrohungen oder Gefahren achtet.
5. Körperliche Symptome: Körperliche Symptome wie Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Atemnot, Übelkeit oder Schwindel können auftreten, oft als Reaktion auf die intensiven emotionalen Reaktionen.
6. Schlafstörungen: Probleme beim Einschlafen, Durchschlafen oder Albträume können häufig auftreten, wodurch die Erholung beeinträchtigt wird.
7. Stimmungsschwankungen: Die Person kann unvorhersehbare Stimmungsschwankungen erleben, von extremer Niedergeschlagenheit und Depression bis hin zu plötzlichen Wutausbrüchen oder Reizbarkeit.
8. Soziale Rückzug: Die Person kann sich von anderen zurückziehen, soziale Interaktionen vermeiden oder das Vertrauen in Beziehungen verlieren.
9. Selbstschädigendes Verhalten: Selbstverletzendes Verhalten wie Selbstbeschädigung, Drogenmissbrauch oder riskantes Verhalten können auftreten, um mit den intensiven Emotionen umzugehen.
10. Gefühl der Entfremdung: Die Person kann ein Gefühl der Entfremdung von sich selbst, anderen Menschen oder der Umwelt erleben, was zu einer weiteren Isolation führen kann.
11. Konzentrationsprobleme: Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder Dinge zu erledigen, können auftreten, da die Gedanken häufig von den traumatischen Erinnerungen überwältigt werden.
12. Verlust des Zeitgefühls: Die Person kann das Gefühl haben, die Kontrolle über die Zeit zu verlieren oder das Gefühl haben, in der Vergangenheit gefangen zu sein.
13. Physische Beschwerden ohne klare Ursache: Unspezifische körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magenbeschwerden oder Muskelverspannungen können auftreten, ohne eine klare medizinische Ursache.
14. Veränderungen im Essverhalten: Essstörungen wie übermäßiges Essen oder Appetitlosigkeit können auftreten, da die Person versucht, mit den emotionalen Belastungen umzugehen.
15. Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit: Die Person kann ein tiefes Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit erleben, das ihre Fähigkeit beeinträchtigt, positive Veränderungen herbeizuführen oder Hilfe zu suchen.