Bindungstrauma – Frühkindliches Trauma – Entwicklungstrauma 

Du hast seelische und/oder körperliche Gewalt erlebt?

Traumata im Kindesalter sind im Unterschied zum akuten Schocktraumata dadurch gekennzeichnet,

das die Traumatisierung im frühen Kindesalter und über einen längeren Zeitraum stattgefunden hat.

 

Seelische Gewalt, oft unsichtbar hinter Mauern vollzogen, sind für die Kinder lebensprägend.

Leider sind sie oft schwer nachweisbar, denn nichts dringt nach außen. Keiner vermutet etwas!

Frühe, seelische Verletzungen wie Abwertung, verschämt werden, Demütigungen haben auf die Gehirnentwicklung des Kindes und auf den weiteren Lebensverlauf gravierende Auswirkungen. Es ist als hätten wir eine getrübte Brille aufgesetzt bekommen. Mit dieser Wahrnehmung gehen wir in die Welt.

Meist ist dies aber traumatisierten Menschen nicht bewusst. Sie reagieren auf aktuelle Situationen mit den gleichen Gefühlen wie damals, als die Traumata stattgefunden haben.

Entwicklungstrauma/ Bindungstrauma findet sehr früh  im Leben eines Menschen statt In einer Zeit, in der das biographische Gedächtnis  eines Menschen noch nicht ausgeprägt ist.

Frühkindliche Traumata führen zu einer konstanten Ausschüttung von Stresshormonen und körpereigenen Endorphinen. Diese schützen den Körper vor zuviel Schmerz.  Nach der Traumatisierung bleiben diese ein Leben lang erhöht und können zu schwerwiegenden seelischen Erkrankungen, Depressionen, Ängste usw. führen.

Dieser Stresshormonpegel und die Endorphine versucht der Körper  auch später aufrecht zu erhalten. Wie bei einem Suchtmittelabhängigen, braucht der Mensch seine Aufregungen und Dramen. Er braucht wie ein Süchtiger sein Suchtmittel.

In der Aufarbeitung muss dies vorsichtig und liebevoll berücksichtigt werden, damit eine langsame Entwöhnung, ähnlich einem Entzug stattfinden kann. 

Folgen von Bindungstrauma /Entwicklungstrauma:


• Innere Unsicherheit und mangelndes Selbstvertrauen
• Kein Urvertrauen
• Übermäßige Anpassung oder Unterwerfung
• Grenzen setzen oder Nein sagen, ist extrem schwierig
• starkes Autonomiebedürfnis (Ich muss alles alleine schaffen)
• mangelnde Affektkontrolle
• Keine Selbstregulationsfähigkeit
• chronische Stresssymptome (Unruhe, Schlafstörungen, extreme Anspannung)
• Konzentrationsfähigkeit ist geschwächt
• man fühlt und spürt sich nicht, steht wie neben sich
• starke Verlustängste in Beziehungen und/oder Freundschaften
• Keine Vertrauen in andere Menschen
• Die eigenen Bedürfnisse werden verdrängt
• Ängste, Panikgefühle
• Schuld und Schamgefühle
• Angst vor Nähe und Bindung
• Perfektionismus
• Narzissmus

Unser Nervensystem besteht aus dem Zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark)

und dem Peripheren Nervensystem:

Das Periphere NS wird unterteilt in das willkürliche (vom Willen beeinflussbar) und das autonomes, unwillkürliche Nervensystem.

Das autonome, unwillkürliche NS:  Sympaticus,  Parasympaticus 

Die Polyvagaltheorie (nach Stepan Porges) ist ein Meilenstein im Verständnis von Trauma.

Es geht um die beiden Äste der Parasympaticus (Vagus) die sich in den ventralen und dorsalen Zweig aufteilen.

Das autonome, unwillkürliche Nervensystem

Sie sind nicht bewusst zu steuern. Sie sind unabhängig von unserem Willen.

Sie dienen zu unserem Schutz! Sie helfen uns in Gefahrensituation blitzschnell zu reagieren. Werden wir in im Wald von einem wilden Tiger bedroht haben wir 2 Möglichkeiten:  Entweder wir kämpfen oder wir fliehen.  Bei beiden Alternativen brauchen wir viel Energie im Körper.  Der Körper schüttet Adrenalin aus und die Herzfrequenz und der Puls geht hoch, die Atmung wird intensiver (wir brauchen mehr Sauerstoff in den Muskeln) und mehr Energie (Blutzucker) wird zur Verfügung gestellt.

War die Flucht oder der Kampf erfolgreich, sorgt der Parasympaticus dafür, das die Systeme wieder zur Ruhe kommen und man sich entspannen kann.  Auch die Verdauung die zurückgefahren wurde beginnt wieder zu arbeiten.

Schaffen wir es nicht, das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung zu leben, z.B. weil wir ständig auf Hochtouren laufen oder extremen Beruflichen oder Privaten Stress ausgesetzt sind, bleibt der Sympaticus immer aktiv. Dies  kann  langfristig, neben den seelischen Erkrankungen,  auch zu körperlichen Beschwerden  führen.

Sypmpaticus und Parasympaticus schwingen in einer Amplitude in einem bestimmten Rahmen.  Die Phasen der Anspannung (Sympaticus) und die Phasen der Entspannung (Parasympaticus) sollten im Gleichgewicht sein.

Der Rahmen,  wie hoch der Ausschlag sein kann hängt von vielen Faktoren ab: wie war die Geburt, wie liebevoll und anregend war die Kindheit. Ist Förderung da gewesen um auch mal den Ausschlag nach oben zu erweitern und den Toleranzbereich zu vergrößern, auch mal bisschen zuviel positive Anregung auszuhalten.

Wurde das Kind ständig eingeschränkt und gemaßregelt bleibt der Toleranzbereich dann relativ eng. Man kann wenig Glück empfinden, den der Ausschlag nach oben ist auch eingeschränkt. Man lebt das Leben wie in einem dunklen Verlies.

Im späteren Leben fällt es traumatisierten Menschen schwerer mit herausfordernden Situationen umzugehen.  Die Motivation, der Antrieb, die Gefühle und sogar die Erinnerungsleistungen sind betroffen. Unsere Fähigkeit Glück empfinden zu können ist ebenfalls beeinträchtigt.  

Im späteren Leben fällt es traumatisierten Menschen schwerer mit herausfordernden Situationen umzugehen.  Die Motivation, der Antrieb, die Gefühle und sogar die Erinnerungsleistungen sind betroffen. Unsere Fähigkeit Glück empfinden zu können ist ebenfalls beeinträchtigt.

Erlebnisse wie eine schwere Geburt,  eine schwierige Schwangerschaft, das sofortige Wegnehmen des Kindes nach der Geburt (bein den früheren Jahrgängen war das üblich), dass zu lange Schreien lassen,  Operationen im Babyalter, Krankenhausaufenthalte, kann zu massiven, frühkindlichen Traumen führen.

Auch die unterbrochenen Hinbewegung zum Kind, weil die Mutter depressiv ist, krank oder aus anderen Gründen die Be-ziehung zum Kind nicht aufnehmen kann,  hat große Auswirkungen auf das Kind und auf dessen weiteres Leben.

 

Du möchtest mehr erfahren zum Thema Trauma?

Hier geht es weiter: Polyvagal-Theorie nach Stephan Porges!

lebensmitte-endlich-stark.de