Ego-state-Therapie / Einblicke in Deine innere Vielfalt

Ego-state-Therapie / Einblicke in Deine innere Vielfalt

Ego-state-Therapie

Die menschliche Psyche ist facettenreich und komplex, geprägt von verschiedenen Denkmustern, Emotionen und Verhaltensweisen. In der Psychotherapie wird oft die Ego-State-Therapie verwendet, um diese innere Vielfalt besser zu verstehen und zu integrieren.

In diesem Blogbeitrag werden wir uns eingehend mit Ego-States befassen, ihre Definitionen, ihre Rolle im Kontext von Bindungstrauma, das Steuer-Ich und wie sie in der Therapie eingesetzt werden.

Was sind Ego-States?

Ego-States sind unterschiedliche psychologische Seiten/Anteile innerhalb einer Person, die verschiedene Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen repräsentieren.

Sie können aus verschiedenen Lebenserfahrungen und -erinnerungen entstehen.

Die Ego-State-Therapie geht davon aus, dass die Persönlichkeit aus einer Vielzahl solcher Seiten/ Anteile besteht, die in verschiedenen Situationen aktiviert werden können.

Beispiele für Ego-States und ihre Eigenschaften:

Das Steuer-Ich:

Das Steuer-Ich, auch als Erwachsenen-Ich bezeichnet, ist die zentrale Instanz, die die verschiedenen Ego-States koordiniert und lenkt.

Du kannst es Dir vorstellen, wie ein Dirigent, der sein Orchester dirigiert oder ein Kapitän auf einem Schiff, der seine Matrosen anleitet.

Jeder dieser Seiten/Anteile hat wichtige Kompetenzen und Ressourcen, doch  diese Seiten/Anteile brauchen ein Steuer-Ich.

Es ist rational, reflektierend und fähig, bewusste Entscheidungen zu treffen. Das Steuer-Ich ermöglicht die Kommunikation zwischen den Ego-States und fördert die Integration. 

Beipiele für andere Ego-state/Seiten/Anteile:

  1. Kindheits-Ich: Dieser Zustand bezieht sich auf Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen aus der Kindheit. Er kann sich in Verspieltheit, Neugierde oder Ängstlichkeit zeigen. Zum Beispiel könnte jemand, der als Kind oft allein war, ein Kindheits-Ich entwickeln, das Unsicherheit oder das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit ausdrückt.
  2. Der innere Kritiker und der Perfektionist im Kontext von Bindungstrauma: Der innere Kritiker und der Perfektionist sind spezifische Ego-States, die in vielen Situationen auftreten können. Im Zusammenhang mit Bindungstrauma verstärken sie oft negative Selbstbilder und setzen hohe Standards, um sich vor erneuten Verletzungen zu schützen.
  3. Eltern-Ich: Das Eltern-Ich repräsentiert die internalisierten Stimmen der Eltern oder Autoritätspersonen. Es kann sorgend, fördernd, aber auch kritisch oder bestrafend sein. Wenn jemand in einer Umgebung aufgewachsen ist, in der Lob schwer zu bekommen war, könnte das Eltern-Ich ständig selbstkritische Gedanken erzeugen.
  4. Erwachsenen-Ich: Dieser Zustand ist rational und reflektierend, der auf aktuelle Ereignisse reagiert und lösungsorientiert handelt. Ein Beispiel könnte sein, wenn jemand in einer stressigen Arbeitssituation sachlich analysiert, wie er am besten mit der Situation umgehen kann.
  5. Kritiker-Ich: Der innere Kritiker zeigt sich durch selbstkritische Gedanken und kann zu Schamgefühlen führen. Wenn jemand in der Vergangenheit oft abgewertet wurde, könnte der innere Kritiker diese negativen Botschaften wiederholen.
  6. Beschützer-Ich: Der Beschützer-Ich-Zustand versucht, emotionale Verletzungen zu vermeiden, indem er Distanz schafft oder Kontrolle ausübt. Ein Beispiel könnte sein, wenn jemand aufgrund früherer Enttäuschungen Schwierigkeiten hat, anderen zu vertrauen und emotionalen Schutz sucht.
  7. Kreatives-Ich: Dieser Zustand fördert Kreativität, Fantasie und Freude am Ausdruck. Wenn jemand kreativ ist, könnte dieser Ego-State es ihm ermöglichen, Stress durch künstlerischen Ausdruck zu bewältigen.
  8. Verletztes-Ich: Das verletzte Ich zeigt starke Emotionen wie Trauer, Wut oder Angst aufgrund vergangener Erfahrungen. Zum Beispiel könnte jemand, der in der Vergangenheit traurige Verluste erlitten hat, ein verletztes Ich entwickeln, das starke Trauergefühle hervorruft.
Entstehung von traumabedingten Ego-States:

Traumatische Erfahrungen, insbesondere im Zusammenhang mit Bindung, können die Bildung von spezifisch traumabedingten Ego-States beeinflussen.

Diese Seiten/Anteile können durch wiederholte traumatische Ereignisse, Vernachlässigung oder Misshandlung entstehen.

Ein traumatisches Ereignis kann ein Kindheits-Ich prägen, das von Angst und Unsicherheit geprägt ist, während ein überkritischer Eltern-Ich durch Missbrauch oder übermäßige Kritik entstehen kann.

Diese traumabedingten Ego-States tragen oft dazu bei, ungesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln, um mit den traumatischen Erfahrungen umzugehen.

Aber alle traumabedingten Ego-States sind in Zeiten höchster Not entstanden um den Menschen zu helfen, zu überleben.

Die Rolle der Ego-State-Therapie:

Die Ego-State-Therapie basiert darauf, diese unterschiedlichen Seiten/Anteile bewusst zu erkennen und zu integrieren.

Sie fördert die Kommunikation zwischen den Ego-States, um Konflikte zu lösen und innere Harmonie zu erreichen. Dies kann insbesondere im Kontext von Bindungstrauma helfen, indem es hilft, ungesunde Muster zu erkennen und gesündere Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Fazit: Die Ego-States bieten einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt der menschlichen Psyche. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von Bindungstrauma und beeinflussen unsere Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen.

Die Ego-State-Therapie ist ein wertvolles Instrument, um diese inneren Zustände zu verstehen und zu integrieren, um ein gesünderes, ganzheitliches Selbst zu entwickeln. 

Die Ego-State-Therapie in der Praxis:

Ein Beispiel

Einleitung: Die Ego-State-Therapie ist ein mächtiges Werkzeug, um die innere Vielfalt einer Person zu erkunden und ungelöste Probleme anzugehen. In diesem Beispiel möchte ich Dir zeigen, wie die Therapie einer Frau  geholfen hat, ihr inneren Konflikte zu bewältigen und zu heilen.

Der Fall von Sarah:

Sarah, Anfang 30, sucht therapeutische Hilfe aufgrund von anhaltenden Gefühlen von Selbstzweifeln und Ängsten in Bezug auf ihre Beziehungen.

Sie berichtete, dass sie oft das Gefühl hatte, dass ein innerer Kritiker sie ständig abwertete und ihr sagte, dass sie nicht gut genug sei. Dies führte dazu, dass sie sich in romantischen Beziehungen zurückzog und Schwierigkeiten hatte, sich selbst zu akzeptieren.

Es ist von grundlegender Bedeutung, zunächst das individuelle Steuer-Ich zu identifizieren und heraus zu arbeiten.

Dies bezieht sich auf die Ressourcen und Kompetenzen, die der Klient im Verlauf seines Lebens erworben hat, um ein tiefes Empfinden von Stabilität, Sicherheit und Selbstbestimmung zu vermitteln und zu erleben.

Ich begann damit, ihre verschiedenen Ego-States zu erkunden.

Zuerst zeigte sich der innere Kritiker und wir begannen diesen konkret zu identifizieren.

Er war der Anteil, der bei selbstkritischen Gedanken aktiviert wurde.

Wir begannen herauszuarbeiten, wie lange er schon bei Sarah ist, wie alt er sich zeigt, wie er sich fühlt, vor allem aber, durch und in welchen Situation er entstanden ist. 

Ich ermutigte Sarah, diese Gedanken zu formulieren und im Abstand zu betrachten.

Sarah stellte sich den inneren Kritiker als eine kritische Lehrerin namens „Miss Streng“ vor. Miss Streng hatte hohe Erwartungen an Sarah und war oft unbarmherzig.

Nun begann Sarah mit Miss Streng in einen Dialog zu treten. Dies ermöglichte Sarah, ihre selbstkritischen Gedanken besser zu verstehen und zu bewältigen.

Jetzt verstand sie, was die gute Absicht von „Miss Streng“ war. Sie tauchte immer dann auf, wenn die Zugehörigkeit zur Familie (als Kind) in Frage gestellt war. Sie „half“ Sarah sich anzupassen, zu funktionieren, ihre eigenen Bedürfnisse herunter zu schlucken, um ja in der Familie bleiben zu können. Denn dies ist für ein Kind überlebenswichtig.

Wäre sie stattdessen renitent gewesen, hatte aufbegehrt, hätte sich gewehrt,  (so war die Sicht dieses Anteils) wäre sie vielleicht in ein Heim gekommen und letztendlich am Leben gescheitert.

Lieber kritisiere ich Sarah und schau dass sie brav funktioniert, als dass sie ihr Überleben gefährdet. 

In der nächsten Stunde endeckten wir den Verletzten-Ich- Anteil:

Während der Therapie stellte sich heraus, dass Sarah ein tief verwurzeltes Verletztes-Ich hatte, das aus ihrer Kindheit stammte.

Dieses letzte Mal hatte ich starke Gefühle der Vernachlässigung und Ablehnung erlebt, was zu starken Emotionen wie Traurigkeit und Wut führte. Dieses Kindheits-Ich beeinflusste ihre gegenwärtigen Beziehungen und ihre Fähigkeit, sich selbst zu lieben.

Sarah lernte, achtsamer mit ihren Gefühlen umzugehen und diese zu akzeptieren. Sie begann, Selbstmitgefühl zu entwickeln und erkannte, dass die Gefühle des letzten Ichs Teil ihrer Geschichte waren, aber nicht ihre Gegenwart oder Zukunft bestimmt.

Integration und Heilung: Im Verlauf der Therapie begann Sarah, die Kommunikation zwischen ihren Ego-States zu fördern. Das  Steuer-Ich hilft dabei, Konflikte zu lösen und Ressourcen aus verschiedenen Zuständen zu nutzen. Sie entwickelte Strategien, um mit ihrem inneren Kritiker und dem verletzten Anteil umzugehen und begann, gesunde Beziehungen aufzubauen.

Mit der Zeit erlebte Sarah eine tiefgreifende Veränderung. Sie fühlten sich selbstbewusster, hatten eine positivere Selbstwahrnehmung und konnten Beziehungen auf eine gesündere Weise gestalten.

Die Ego-State-Therapie halb ihr, innere Konflikte zu bewältigen und ihre innere Vielfalt in Einklang zu bringen.

Fazit: Dieses Beispiel zeigt, wie die Ego-State-Therapie einem Individuum dabei helfen kann, innere Konflikte zu verstehen und zu heilen. Durch die Arbeit mit den verschiedenen Ego-States und der Integration von Ressourcen können positive Veränderungen im Selbstbild und in den Beziehungen erreicht werden. Es betont auch die Bedeutung der Selbstakzeptanz und des Selbstmitgefühls auf dem Weg zur Heilung.

 

Grenzen setzen lernen

Grenzen setzen lernen

Die eigenen Grenzen – Grenzen setzen lernen

Trauma ist immer eine Grenzverletzung!

Ein anderer Mensch ist in meinen persönlichen Raum eingedrungen und hat mich verletzt. Deine Grenzen wurden nicht wahrgenommen. Schon als Kind hattest Du kein Recht nein zu sagen! Wieder Grenzen setzen zu können, setzt aber voraus sie zu spüren.  Grenzen setzen,  kann man lernen!

Warum sind Grenzen für Dich wichtig?

Du brauchst die Wahrnehmung Deiner Grenzen, damit Du spüren kannst, wann kommt Dir jemand zu nahe, übermachtet Dich, will Dich einverleiben.

Wo bist Du, wo ist der andere? Dafür ist die Wahrnehmung Deines Körpers und Deiner Körpergrenzen außerordentlich wichtig.

Kennst Du das Gefühl Du löst Dich im anderen auf, jeder Raum wir Dir zu eng, Du kannst Dich nicht abgrenzen?

Selbstbewusste Menschen brauchen seltsamerweise weniger Raum! Sie spüren: Ich muss mein Bedürfnis nach Sicherheit nicht so schnell aufgeben, weil ich weiß, ich kann mich wehren, und abgrenzen! Ich kann nein sagen.

Dein Körper ist das Haus, der Garten mit Gartenzaun ist die persönliche Schutzzone

Wenn jemand eintritt, reagiert ein gesunder Mensch sofort! Dir wird vielleicht körperlich unwohl, aber Du kannst es nicht einordnen. 

Du darfst Deinen Körper wieder in Besitz nehmen, Du bestimmst, wann Du die Türen oder Fenster öffnest und wann und bei wem Du sie schließen willst.

Dissoziation: 

Wenn Du dissoziiert ziehst Du aus Deinem Haus aus, Du bist nicht mehr in  Deinem Körper, bin nicht mehr Herr in Deinem Haus und über Deinem persönlichen Raum, Du verlässt das Haus.

Ein Trauma hat uns aus dem Körper gekickt, wir können erst wieder vollkommen einziehen, uns sicher fühlen, Geborgenheit erfahren in uns, wenn wir es schaffen alle Türen und Fenster zu schließen.
Trotzdem werden wir immer wieder im Körper sein, da wir ja auf dieser Welt sind und den Körper brauchen. Aber wir haben  bewusst oder unbewusst das Gefühl die
Fenster und Türen sind offen.

Solange bis wir wieder gelernt haben, diese zu schließen und uns abzugrenzen! Bis wir wieder sozusagen “ unser eigenes Haus wieder vollkommen in Besitz nehmen“!

Das Stammhirn will fühlen, dass Du schlagen kannst, dass Du Dich wehren kannst, dass Du Kraft hast, es will erfahren, dass Du Nein sagst (braucht ca. 300 mal die Bestätigung)!

Grenzen – Distanzen

Seelische Grenzen

Intime Distanz
in diesen Raum dürfen nur sehr enge und intime Kontakte Partner, Beziehungspartner dürfen relativ nahe kommen, aber nicht immer!

Persönliche Distanz
Sprechzone mit guten Freunden, aber auch mit fremden Menschen, weil es nicht anders geht oder weil einfach die Umstände so sind (Musik zu laut, in Aufzügen) man stellt sich dann oft nebeneinander, weil das
seitliche Stehen nicht so bedrohlich ist!

Öffentliche Distanz

Jemand nimmt auf die Entfernung Kontakt auf, fragt nach z.B nach dem Bahnhof.
Durch diese Kontaktaufnahme kann er näher kommen.

Perfektionismus/ Perfektion/ Perfektionist

Perfektionismus/ Perfektion/ Perfektionist

Perfektionismus/ Perfektion/ Perfektionist

Bist Du ein Perfektionist/ eine Perfektionistin?

(Ich habe  im Text die männliche Form gewählt, im Sinne von DER PERFEKTIONIST, selbstverständlich gilt alles auch für die Perfektionistinnen.)

15 Anzeichen, ob Du vielleicht auch betroffen bist: 

1. Ich muss die höchsten Anforderungen an mich selbst stellen, sonst bin ich nur mittelmäßig und werde immer schlechter.

2. Wie gehe ich mit Scheitern um?

3. Wenn mir ein Fehler unterläuft, werden die Leute wahrscheinlich weniger von mir halten als jetzt, mich weniger lieben.

4. Kann ich mich selbst gern haben oder mag ich mich erst, wenn Andere mich gut finden?

5. Wenn ich etwas nicht wirklich perfekt machen kann, dann hat es keinen Sinn, überhaupt anzufangen, es überhaupt zu tun.

6. Ich vermeide Herausforderungen, da ich Angst habe zu scheitern, denn ich bin noch nicht perfekt?

7. Ich habe ständig Angst zu versagen, meinen Ansprüchen nicht gerecht zu werden, bin oft verkrampft, angespannt und meine Gefühle sind eher negativ und skeptisch.

8.  Wenn ich etwas erreicht habe, kann ich mich wirklich freuen und bin zufrieden? Oder denke ich, es kann ja nicht so besonders gewesen sein, wenn ich das geschafft habe.

9.  Wenn ich einen Fehler mache, macht mir das Angst und es beunruhigt mich.

10. Wenn ich mich nur gut genug anstrenge, wird mir alles perfekt gelingen.

11. Es ist eine Schande für mich, Schwächen zu zeigen oder mich kindisch zu verhalten.

12. Zweimal den gleichen Fehler machen geht überhaupt nicht.

13. Wenn ich nicht überdurchschnittliche Leistungen bringe, habe ich komplett versagt.

14. Wenn mir etwas nicht perfekt gelingt, ist das ein Beweis für meine Minderwertigkeit.

15. Ich erwarte auch von Anderen, dass sie so perfektionistisch denken und handeln wie ich. Wenn sie nicht so denken und handeln, werte ich sie ab und bezeichne sie als inkompetent.

 

Eine wichtige Frage die Du Dir stellen kannst:

Warum will ich gut sein / besser sein / perfekt sein?

 

Denkst Du:

• Ich weiß noch nicht genug, um das oder dies zu tun?

• Ich bin nicht gut genug, um das oder dies zu tun?

• Ich kann noch nicht genug, um das oder dies zu tun?

• Ich brauche noch diese Ausbildung, dieses Fertigkeiten und dieses Fortbildung um das oder dies zu tun?

Perfektionisten leiden unter dem Sollte-Syndrom: Ich sollte das können, ich sollte noch besser sein, ich sollte der bestgekleidete Mensch sein, sonst werde ich nie wieder eingeladen, beruflich muss ich perfekt sein, der Beste sein, sonst werde ich gekündigt, usw. .

Also bloß keinen Fehler machen. Die Messlatte des Perfektionisten liegt so hoch, dass sie nie zu erreichen ist. Wieviel Leid fügt sich der Mensch hier selbst zu?

Es ist grundsätzlich nicht verkehrt, hohe Werte als Ziel zu haben, damit wir danach streben. Aber es darf nie zu einem Muss werden, dass uns in unserem Leben behindert.

Besser ist das das Ist zu akzeptieren als Realität/ als Status Quo. Höhere Ziele darfst Du als Richtlinie nehmen, als Ziel für dass eigenen Wachstum. Z.B. Du möchtest Deine künstlerische Arbeit verbessern, es ist hilfreich ein Vorbild zu suchen. Du kannst Dich  in diese Richtung orientieren und daran wachsen und lernen.  Wohl wissend, dass Du dieses Level nicht erreichen wirst.

Dieses erstrebenswerte Ziel: „so soll es sein“ und der realistische Ist Zustand wird eine Leben lang in Spannung bleiben, aber genau das lässt uns weitergehen.

In dem Sinne: Beginne, bevor Du bereit bist.

Was wir aber nicht vergessen dürfen, dieser Weg zu höheren Ziel darf Leitlinie sein, aber nie ein krankhafter Zwang, der geboren worden ist aus seelischen Defiziten der Kindheit.

Perfektionisten halten aber den Spannungszustand zwischen Ich und Soll nicht aus, das SOLL wird zum MUSS.

Perfektionisten haben auch die Tendenz in Kettenreaktionen zu denken: z.B. wenn ich das nicht kann, kann ich gar nichts. Ich werde dann den Beruf verlieren und bin lebensunfähig. Katastrophenphantasien sind an der Tagesordnung. Wenn ich dies Vorhaben nicht perfekt mache, werde ich gekündigt, mein Partner verlässt mich, ich werde unter der Brücke landen und sterben.

Ein Perfektionist schwankt zwischen seinen perfektionistischen Ansprüchen:

entweder kann er nur ein Heiliger sein oder er ist der schlimmste Sünder auf der Welt.

Sollte er bei einem Vorhaben scheitern, ist er dann der größte Schwächling, er fühlt sich völlig willenlos und als absoluter Versager.

Da diese Maßstäbe nicht nicht der Realität entsprechen und die Anforderung unrealistisch sind reagiert er mit extremen Selbstvorwürfen und auch hier völlig unangemessen.Er lebt in einer selbstgemachten Hölle.

Seine Gedanken vollkommen sein zu müssen sind auch dafür verantwortlich, dass er meist gar nicht beginnt. Da alles perfekt sein muss und Unperfektes sehr bedrohlich für das Selbstwertgefühl wäre, es wäre ja dann mittelmäßig oder ungenügend in seinen Augen, möchte er diesem Risiko möglichst lange ausweichen.

Aus der Vermeidungshaltung zieht er sich immer mehr aus dem dem Leben zurück, durch die Vermeidung hat er auch keine Chance sich zu entwickeln und zu erkennen, dass Fehler gar nicht so schlimm sind.

Auch können Perfektionisten schwer unterscheiden zwischen Wesentlichem und Unwesentlichen. Sie verlieren sich dann im Detail, finden keine Ende, verändern ständig ihre Arbeit und sind nie zufrieden. DENN: Es ist ja nicht perfekt.

Auch haben sie eine verzerrte Vorstellung von Normal, denn ein Perfektionist will nicht normal sein, sondern besser.

Aus diesem Denken heraus entstehen dann auch diese u.a. Argumente, wenn ein Perfektionist sich rechtfertigt:

• Ich bin eben besser wie der Durschnitt und würde mich damit auch nie zufrieden geben.

• Mittelmäßigkeit oder nur Gut ist der Bruder des Schlechten.

• Ich möchte meine Zeit nicht vergeuden wie Andere, denn ich strebe nach Höherem.

• Ich möchte nicht so enden wie meine Mutter oder mein Vater.

• Wen jeder so wäre wie ich, dann hätten wir ein ordentlichere und bessere Welt. 

Ursachen von Perfektionismus:

• Bist Du in der Kindheit traumatisiert worden durch eine sehr strenge, rigide Erziehung?

• Hast Du als Kind Manipulationen erlebt und keine liebevolle, sichere und geborgene Elternfürsorge bekommen? (Frühkindliche Traumatisierung/ Entwicklungstrauma)  

• In der Kindheit wurden entweder utopische Anforderungen an Dich Kind gestellt, Du bekamst nur Lob und Aufmerksamkeit, wenn Du die Leistung erbracht hast oder wenn Du lieb und unauffällig warst.

• Scheitern, Versagen war im Familiensystem verboten.

• Du hast nie genügt, wurdest gekränkt und abgewertet. 

• Als  Kind oder Jugendlicher hast Du dann an Dich selbst die Anforderungen gestellt in der Hoffnung doch noch Liebe oder Anerkennung zu bekommen. 

Auch als Erwachsene lebt man dann auch weiterhin mit der großen Angst, Sicherheit zu verlieren, haltlos zu werden, sozial abzusteigen.

 

Der Perfektionismus schützt den Perfektionisten, wie eine Art Panzer, dieser bringt scheinbar Ordnung im Außen und verhindert  das Wahrnehmen des inneren Chaos.

Er unterdrückt aggressive oder sexuelle Bedürfnisse, Bedürfnisse nach Entspannung und er unterdrückt die Impulse: „Alle fünfe mal gerade sein zu lassen“. 

Zu sehr steht er unter Druck und so sehr ist der Perfektionist auf eine bestätigende Resonanz von Außen angewiesen. Jedes Abweichen von Perfektion würde den eigenen Untergang herausbeschwören…, dies ist das tiefe Empfinden des Perfektionisten.

Perfektionisten sind meist nicht so sehr beliebt, sie wirken absolut verspannt, zwanghaft und verbreiten eine enge, fast schon strenge Stimmung. Wenn sie Perfektion auch von anderen fordern ist es schwer mit Ihnen zusammen zu arbeiten oder zu sein.  

Wie kannst Du den Perfektionismus beenden und ein erfülltes, entspannten Leben gestalten?

Wenn Du bei Dir perfektionistische Tendenzen feststellst, dann frag Dich doch mal wo wurden in Deiner Biographie Wut, Versagen, Fehler nicht erlaubt.

• Verabschiede Dich von unrealistischen Idealen, lass Dich nicht länger von diesen beherrschen, höre auf Dich ständig zu bewerten oder Dich an höchsten Maßstäben zu messen.

• Vergleiche Dich nicht mit anderen Menschen, denn der Vergleich ist das Ende jeder Weiterentwicklung. Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, sein eigenes Tempo und seine eigenen Interpretationen. 

STEH ZU DIR!

Beginne, bevor Du bereit bist, denn der erste Schritt ist die Hälfte des Weges. 

• Achte auf das Tun und die Umsetzung und nicht auf das Endergebnis.

• Akzeptiere: „Das Beste ist der Feind des Guten!“

• Verzeihe Dir Fehler, gehe bewusst in die Gegenposition und sage Dir: Aus Fehlern lernt man.

• Oder nach Wilhelm Busch:

„Aus Fehler wird man klug, darum ist einer nicht genug!“

Denk daran das Leben, die Freiheit beginnt dann, wenn Du nicht perfekt sein musst.

Un-perfektion macht sympathisch, denn: 

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Was ist eine histrionische Persönlichkeit/ Persönlichkeitsstörung?

 

Es gibt Parallelen zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung.

Meist sind aber Menschen mit einer histrionischen Persönlichkeit nicht so extrem und verletzend wie pathologische Narzissten handeln und sein können.

Histrionisch kommt vom lateinischen histrio, was übersetzt Schauspieler oder Gaukler bedeutet.

Sie wirken übertrieben, unecht, mit oft aufgesetzter Fröhlichkeit.

Sie sind die Dramaqueens die Dramakings der Gesellschaft.

 

Sie brauchen Publikum, Aufmerksamkeit und Bewunderung

Menschen die im Mittelpunkt stehen wollen, Menschen die sehr viel Aufmerksamkeit brauchen, die sich selbst inszenieren um diese Aufmerksamkeit zu bekommen.

Sie brauchen ihr Publikum, können sich gut darstellen, aber sie interessieren sich nicht wirklich für andere Menschen. Diese dienen nur dafür die Sucht nach Aufmerksamkeit zu bedienen.

Wichtig ist für sie nur die Bewunderung und die Anerkennung von anderen Menschen.  Diese brauchen sie existentiell für ihr seelisches Wohlbefinden. Das ist ihre Nahrung ohne die sie nicht leben können.

Sie fühlen sich ausgesprochen unwohl, wenn sie nicht im Mittelpunkt stehen und versuchen alles um die Aufmerksamkeit des Publikums wieder auf sich zu ziehen.

 

Fokussierung auf Äußerlichkeiten

Viele histrionische Persönlichkeiten verhalten sich oft sehr unangemessen provokant, mitunter auch sexuell provokant. Sie setzen ihr Äußeres ein um beim anderen gut anzukommen und um Bewunderung zu erfahren. Dazu legen sie natürlich sehr viel Wert auf Kleidung, Aussehen, auf Schminke, auf ihre Frisur, auf vorteilhafte Bewegungen, auf Mimik und Gestik.

Wie ein Schauspieler, der eine Maske aufsetzt oder eine Rolle spielt, um eben dieses Hauptziel zu erreichen, – Bewunderung und Aufmerksamkeit.

Theatralische Inszenierung gehören ebenfalls zu ihrem Wesen, wie auch ein extremer Wechsel in den Gefühllagen.

 

Übertreibung in der Rhetorik

Kennst Du Menschen, die in ihrer Ausdrucksweise sehr übertreiben?

Über gigantisch super toll, es ist wahnsinnig super, es ist so extrem, überdimensional schön, – aber auch im negativen: z.B. das war ja so schrecklich furchtbar, das war ja unterirdisch schlecht.

Die Rhetorik ist übertrieben, aber inhalts-, fakten- und detailarm.

Also ein riesen Drama um nichts!

Die goldene Mitte gibt es nicht!

Sie haben ein sehr starkes schwarz weiß denken. Entweder super gut oder extrem schlecht!

 

Sie manipulieren, lassen sich aber auch manipulieren

Sie manipulieren andere oft sehr geschickt,  ähnlich wie verdeckte Narzissten, um das zu bekommen was sie sich wünschen.

Da sie aber wenig wahren Selbstwert oder Selbstbewusstsein besitzen, sind sie auch manipulierbar.  Sie sind sehr beeinflussbar und werden oft Opfer von pathologischen Narzissten.

Histrionische Persönlichkeiten können sich im Glanz der Narzissten sonnen und dadurch sind sie auch oft bereit einen sehr hohen Preis zu bezahlen.

Sich passen sich an und tun viel für den Anderen, obwohl es nicht  ihren eigenen Werten entspricht. Manche lügen, stehlen oder betrügen, werden eventuell auch kriminell, nur um den Anderen zu halten und um darüber Bewunderung, Anerkennung oder sich bei einem Narzissten zu profilieren und seine Almosen weiter zu erhalten.

 

Kränkbarkeit und Beleidigt sein

Ähnlich wie Narzissten sind auch histrionische Persönlichkeiten sehr schnell gekränkt und beleidigt.

Sie inszenieren, sind gute Darsteller, aber wenn sie diese Bewunderung oder wenn sie diese Aufmerksamkeit nicht bekommen, mutieren sie zum Häufchen Elend!

Die Beziehungen mit einem Menschen der eine Histrionische Persönlichkeitsstörung hat, kann aufgrund seiner leichten Kränkbarkeit sehr schwierig sein.  Er fordert ständig Liebesbeweise und Bestätigung für sein wunderbares Aussehen.

 

Verzehrtes Bild von Freundschaften und Beziehungen

Ein anderes Anzeichen für eine Histrionische Persönlichkeitsstörung ist, dass sie Kontakte, Beziehungen oft ganz anders sehen als sie in Wirklichkeit sind.

Beispiel: Sie haben jemanden kurz kennengelernt, 2 Worte gesprochen, dann ist dieser Mensch der allerbeste, liebste Mensch und sofort der intimste, vertrauteste Freund.

Den Politiker, den sie nur einmal bei einem Vortrag gehört hat, kennt sie jetzt sehr gut und bildet sich ein, er wäre der engste Vertraute, der sie anruft, wenn ihm was auf dem Herzen liegt.

In einem Cafe hat ein bekannter Schauspieler ein nettes Wort zu ihr gesagt und sie ist jetzt der Meinung, dass es sich in sie verliebt hat und ihr zukünftiger Partner wird.

Menschen mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung glauben fest daran, dass Menschen ihnen viel näher stehen als es wirklich ist und sie leben in einer kompletten Scheinwelt.

 

Histrionische Persönlichkeiten haben eine ganz ähnliche Egozentrik wie Narzissten, sie sind nur auf sich selbst fixiert, sie sind der „Nabel der Welt“!

Andere werden nicht wahrgenommen und empathisch sind nur, wenn sie sich einen Nutzen davon erhoffen. 

 

Hinter der Maske Fotolia.com© Urheber: AlienCat
Ablenkung, Spaß, Aktion, Party sind lebensnotwendig

Diese Menschen brauchen Aktivitäten, Party, Spaß, Ablenkung im Außen.

Alleinsein wird schwer bis gar nicht ertragen. Ruhe und Entspannung ist unmöglich, denn dann würde diese innere Leere und Unsicherheit unerträglich schmerzhaft zu spüren sein.

Meditieren oder Achtsamkeit sind Fremdworte für histrionische Persönlichkeiten.

 

Kennt ihr Menschen, die schnell ein Kindchenschema auspacken?

Ich bin ja so lieb, ich bin ja so nett, tue mir nichts, bin ja so klein, Du musst Rücksicht auf mich nehmen.

Auch eine unbewusste Strategie wieder um erneut Aufmerksamkeit, Anerkennung, Mitgefühl oder Mitleid zu bekommen.

 

Sexy, verführerisch, lasziv gekleidet?

Es gehört auch zum histrionischen Verhalten sehr sexy und verführerisch aufzutreten.

Es geht nicht um das Ziel Sexualität zu leben, sondern um herauszufinden, kann ich beim Anderen landen, findet er mich toll, könnte ich ihn „haben“.

 

 

Wir denken vielleicht diesen Menschen geht es gut!

Sie wirken selbstbewusst und man denkt sie haben keine Probleme. Sie sind Mittelpunkt jeder Party und brillieren.  Sie scheinen beliebt zu sein und tun so, als wären sie mit allen per Du und berühmten Menschen gehen bei ihnen ein und aus !

Dieses Verhalten überspielt nur ihre innere Leere, ihre Unsicherheit und ihre seelischen Defizite. Diese Menschen können selten tief fühlen oder nachdenken, dies macht ihnen Angst.

Denn dann würde ihnen die Leere und der Schmerz bewusst werden. 

 

Video:

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Selbstregulation – der Schlüssel für ein erfülltes Leben

Selbstregulation – der Schlüssel für ein erfülltes Leben

Selbstregulation – der Schlüssel für ein erfülltes Leben

Was ist Selbstregulation?

Selbstregulation bezeichnet die Fähigkeit, Aufmerksamkeit, Impulse, Emotionen und Handlungen eigenständig zu steuern.

Selbstregulation ist die Fähigkeit, in Zeiten aufkommender positiver oder negativer Gefühle ein inneres Gleichgewicht zu wahren. Eine zentrale Komponente besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen externen Anforderungen und individuellen Bedürfnissen zu finden.

Es geht dabei nicht darum, eigene Wünsche oder Bedürfnisse zu vernachlässigen, sondern vielmehr darum, diese im Einklang mit den Bedürfnissen anderer zu bringen. Es geht darum, für sich selbst zu sorgen, aber auch für das Wohl anderer zu sorgen, um ein harmonisches und selbstbestimmtes Handeln zu ermöglichen.

Im Kontext der Selbstregulation ist es manchmal erforderlich, eigene Bedürfnisse vorübergehend zurückzustellen, insbesondere wenn sie nicht im Einklang mit höheren Zielen stehen.

Ein typisches Beispiel wäre das Verlangen nach Schokolade: Dieses Verlangen zu befriedigen, ohne die langfristigen Ziele, wie Gewichtsabnahme oder die Gesundheit, zu berücksichtigen, könnte dem übergeordneten Ziel widersprechen.

Wie entsteht Selbstregulation?

Die Entwicklung der Selbstregulation beginnt bereits in den ersten drei Lebensjahren, einer Zeit, in der wir uns nicht bewusst erinnern können, die jedoch einen starken Einfluss auf unsere Persönlichkeitsentwicklung hat.

In dieser Phase werden grundlegende Glaubenssätze geprägt, während die Nervenbahnen und das Gehirn noch nicht vollständig ausgereift sind.

In dieser Phase benötigen wir eine primäre Bezugsperson, die uns beruhigt und unterstützt (Co-Regulation), aber auch motiviert, uns Anreize bietet und einfühlsam darauf achtet, wenn wir überfordert sind, um uns sofort wieder zu beruhigen.

Während der ersten drei Lebensjahre sind wir auf diese verlässlichen Bezugspersonen angewiesen, um uns sicher in der Welt zu orientieren und zu entwickeln.

Hier ist ein Link zu einem informativen Video, das deutlich illustriert ist, wie bedeutsam eine einfühlsame Bezugsperson ist, die auf das Kind reagiert und es in seiner Entwicklung unterstützt: 

Still Face Experiment⇒  (klicke auf den Link zu wirst weitergeleitet zu  einem Video bei Youtube)

Die sichere Bindung ist das wichtigste für die Entwicklung des Babys. Der Blickkontakt und die liebevolle Zuwendung sind existentiell.

Wenn diese Bezugsperson dazu nicht fähig war, auf uns einzugehen, uns zu beruhigen oder auch mal bisschen zu aktivieren, damit die Nerven weiterwachsen und neue Verknüpfungen gebildet werden, bleibt das Nervensystem nur in einem begrenzten Rahmen (in einer kleiner Amplitude) schwingungsfähig.

Wir kommen dann sehr schnell an die Belastungsgrenzen von Anspannung (Anforderungen) oder können uns nicht gut entspannen.

Hier spricht man vom Window of Tolerance (WOT)

 

Window of Tolerance

Ein gesundes Nervensystem ist flexibel. Es kann schwingen zwischen Anspannung und Entspannung und kann sich jederzeit den Gegebenheiten anpassen.

Das autonomes Nervensystem:

Das Sympathikus ist zuständig für Freude, Neugierde, Wachheit, Aktivität, Erregung.

Der Parasympathikus dient der Regeneration, der Ruhe, Schlaf, Sicherheit, Geborgenheit, Verbundenheit und der Entspannung.

 

Zur Seite: Traumatisierung und Nervensystem ⇒
Window of Tolerance - Selbstregulation

Je größer das Windows of Tolerance ist, umso mehr sind wir fähig auch bei höherer Anspannung oder Stress, in einer gesunden Reaktion zu bleiben und uns zu regulieren.

Aber auch für unser Glücksempfinden brauchen wir ein weites WOT. Wie weit hat das Kind auch gelernt den sympathische Grenze zu erweitern. Wurde ausgelassen gespielt, getobbt und gelacht?

Wir sprengen nicht den Rahmen, indem wir über die Grenzen hinausschießen. Entweder in den absoluten Sympathikusbereich:

– Übererregung und extreme Anspannung, auch im Körper und in den Muskeln

– Bluthochdruck – Asthma – verspanntes Kiefer

– Die sozialen Interaktionen werden schwierig, man kann nicht mehr wahrnehmen, was der Andere braucht.

– Schamgefühle (ich bin nicht gut genug), Schuldgefühle (bin an allem selber schuld)

oder in den Parasympatischen Bereich:

– die absolute Erstarrung, in der wir nur noch müde, ausgelaugt, erschöpf sind und im Leben keinen Sinn mehr sehen. 

– Depressionen

– Ängste

– Totstellreflex

Was passiert, wenn wir uns nicht selbst regulieren können?

Ein Mangel an Fähigkeit zur Selbstregulation kann verschiedene negative Auswirkungen auf unser Leben haben.

Beispielsweise können Schwierigkeiten bei der Regulation von Wut auftreten oder wir lassen uns zu schnelle ablenken , was zu einem schnellen Verlust der Konzentration und einem allgemeinen Mangel an Fokus führen kann.

Zudem wird das Setzen von Grenzen zu einer Herausforderung, da es in Situationen schwierig ist, das eigene Körpergefühl und die eigenen Grenzen angemessen wahrzunehmen.

Ein weiteres Ergebnis einer unzureichenden Selbstregulation ist die Schwierigkeit, Abstand zu eigenen Emotionen zu gewinnen, was zu einer überwältigenden Flut von Gefühlen führen kann.

Menschen, insbesondere jene, die traumatische Erlebnisse durchlebt haben, neigen dazu, Situationen durch eine verzerrte Linse der vergangenen traumatischen Erlebnisse wahrzunehmen. Dies führt zwangsläufig zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen, die sowohl für die Betroffenen als auch für ihr Umfeld Stress und Frustration verursachen können.

Die Symptome einer unzureichenden Selbstregulation können vielfältig sein und umfassen unter anderem:

Symptome einer mangelnden Selbstregulation:

• Unterdrücken von Emotionen

• Wir spüren uns nicht mehr

• Übermässiges Rauchen, Trinken, Drogen, Essen, obwohl wir es besser wissen, wir kommen aber nicht dagegen an

• Wutanfälle

• Schlafstörungen

• Panikattacken

• Angststörungen

• Essstörungen

• Depressionen

 

Es ist wichtig zu verstehen, dass Gefühle in Form von interpretierten Körperempfindungen auftreten. Der Körper reagiert zunächst auf äußere Reize, die aufgrund vergangener Erfahrungen dann benannt werden.

Beispielsweise können körperliche Symptome wie Herzklopfen, Magenbeschwerden, beschleunigter Atem und zitternde Hände auftreten, die sowohl bei Angst als auch bei intensiver Verliebtheit auftreten können.

Diese Interpretationen prägen unsere Stimmung maßgeblich. Die Bedeutung der eigenen Körperempfindungen zu erkennen und zu verstehen sowie bisherige Interpretationen kritisch zu hinterfragen, ist daher von großer Bedeutung.

12 Fragen um zu überprüfen, ob Du Dich selbst regulieren kannst:

1.  Wie geht es Dir wenn Dich jemand kritisiert? Fällt alles in Dir zusammen, versinkst Du in einem tiefen Loch?

2. Kannst Du ruhig und gelassen Deine Meinung sagen oder überrollt Dich die Wut?

3.Kannst Du gut einschlafen oder liegst Du lange wach, denkst und grübelst über alles mögliche, kannst nicht abschalten?

4. Kannst Du ganz selbstverständlich Grenzen setzen, wenn jemand diese übertritt?

5. Kannst Du Nein sagen?

6. Kannst Du Dich konzentrieren?

7. Kannst du den Focus auf ein Ziel halten und dieses verwirklichen?

8. Kannst Du Wünsche verschieben, weil etwas anderes wichtiger ist?

9. Kannst Du präsent zuhören, oder schweifen Deine Gedanken schnell ab?

10. Kannst Du spontane Impulse kontrollieren oder lässt Du immer Deinen Gefühlen und Bedürfnissen freien Lauf?

11. Kannst Du Dich nach Stress, Schwierigkeiten, Verlusten, Niederlagen wieder relativ schnell beruhigen und kommst wieder in Deine Mitte? 

12. Kannst Du eine Pause zwischen Reiz und Reaktion machen?

 

All diese Situationen sind verbunden mit einem höheren Energielevel in Deinem Körper. Du kommst evtl. sogar in einen Stresszustand oder eine Übererregung.

Selbstregulation ist absolut wichtig für gute Beziehungen, soziale Interaktionen und für erfolgreiches Handeln, Ziele zu verfolgen und umzusetzen.

Es ist wichtig zu lernen eine Balance zu finden um Über- und Untererregungszustände weitgehend zu vermeiden.

Übungen zur Selbstregulation:

 

Hilfreiche Übungen aus der Körperorientierten Traumatherapie sind enorm hilfreich.

Für den Sympathikus: Ressourcenarbeit, Dankbarkeitsübungen. Aktivitäten die Dir Freude bringen und Deine Kreativität fördern, Tanzen, Reiten usw.

Für den Parasympathikus: Meditationen, Spaziergänge, Achtsamkeitsübungen, Waldatmen, Yoga usw.

Z.B. Atemübungen: Einatmen- kurze Pause- Bewusstes langes Ausatmen 5-7 mal wiederholen

 

Gefühle, der Maßstabe aller Dinge, sind sie immer wahr?

Gefühle, der Maßstabe aller Dinge, sind sie immer wahr?

Sind die Gefühle der Maßstab aller Dinge?

Du musst Deine Gefühle wahrnehmen Du musst sie spüren! Gefühle sind viel wichtiger als unser Verstand. Glaubst Du das auch?

Nur wenn Du authentisch Deine Gefühle wahrnimmst, ausdrückst ohne Einschränkung bist Du wahrhaftig. Runter schlucken, unterdrücken geht nicht…?

Stimmt das?

Gefühle sind das Non plus Ultra geworden.

Steht Dir jemand gegenüber der seine Gefühle nicht zeigen kann, entsteht in dir der Wunsch, diesen Menschen muss man knacken? Den Panzer aufbrechen? 

Doch gerade das Gegenteil ist der Fall, die meisten Menschen haben ein riesengroßes Problem mit Grenzen setzen können. Es geht nicht darum, dass sie einen Panzer aufgebaut haben, sondern darum, dass sie sich in Ihren Gefühlen verloren haben, dadurch ein scheinbares Bild im Außen von sich aufbauen von Stärke und Scheinidentität.

Denn gerade das völlige überschwemmt werden von Gefühle kann zu enormen Problemen führen.

Also alles mit dem Verstand regulieren? Nein, auch das ist keine Lösung.

Was also tun?

Aber schauen wir und doch zuerst an wie Gefühle entstehen.

Gefühle folgen auf eine innere Reaktion des Körpers. Gefühle sind sozusagen interpretierte Körperempfindung,

Unsere Bewertung ist gelernt und kann deshalb verändert werden.

Dich berührt etwas in Sekundenschnelle, ob positiv oder negativ, dein Gehirn stellt Verknüpfungen her und das wie Du es empfindest, wird in Gefühlen ausgedrückt.

Also sind Gefühle Folgen von einer vorangehenden Körperwahrnehmung, einer Körperreaktion.

Schon Babys haben Körperempfindungen. Durch die Eltern lernen wir wie diese Empfindung benannt wird. Hunger, Angst, Wut, Trauer usw.

Es ist aber so, dass die Namen für diese Körperempfindungen aus zweiter Hand sind, sozusagen von einer anderen Person, der Mutter z,B, benannt wurde.

Du kennst bestimmt das Gefühl von Angst, würdest es auch so benennen, weil Du es so gelernt hast, aber vielleicht ist es eher eine Wut.

Schmetterlinge im Bauch kannst Du fühlen, wenn Du verliebt bist, aber auch wenn Du nachts durch die Straßen irrst, Dich verlaufen hast, das grummeln im Bauch ist dann eher Angst.

Wenn Eltern ein Problem mit Trauer haben, dieses Gefühl unterdrücken, werden Körperempfindungen/Reaktionen beim Kind vielleicht mit Unachtsamkeit, Angst oder Ablehnung interpretiert.

Es gibt auch hier Unterschiede im Geschlecht. Frauen dürfen weniger Wut zeigen, reagieren dann eher mit Trauer, Männer können dagegen oft keine Trauer zeigen und spüren diese nicht.

Gefühle sind selten in der Gegenwart

Da die Interpretationen sehr früh gelernt wurden und mit bestimmten Erfahrungen verknüpft sind, regieren wir in der Gegenwart mit Interpretationen der Vergangenheit. Ähnlich erlebte Situationen im Hier und jetzt lassen das Gehirn sofort Verknüpfungen erstellen zur Vergangenheit und so wird dann die Situation gefühlt.

Das kann dann natürlich sein, dass eine völlige überzogene Fehlinterpretation vorliegt, und es eventuell völlig an der aktuell erlebten Situation vorbei wahrgenommen, also völlig extreme Gefühlsausbrüche stattfinden, die in keinem Verhältnis stehen zum aktuell Erlebten.

Auch kann jeder extreme, eventuell auch positive Reiz der Umwelt zu einer Stressreaktion und negativer Fehlinterpretation führen, weil diese Reize das Gehirn überfordert und es als Gefahr interpretiert wird..

Du siehst also das mit den Gefühlen ist nicht so einfach.

Gerade traumatisierte Menschen werden von den Gefühlen völlig überfordert, es entstehen Dissoziationen. 

Was kannst Du jetzt tun?

Du kannst lernen Dich selber aus einer Beobachterposition zu betrachten. Dadurch gehst Du nicht in eine Identifikation mit dem Gefühl.

Gedenken kommen und gehen, Gefühle kommen und gehen.

Wenn Du nicht überwältigt werden möchtest, spüre immer zuerst im Körper, wo spürst Du das Gefühl, wie nimmst Du es wahr:

Heiß oder kalt, wo sitzt es im Körper,  ist es drücken, einengend, stechend, kribbelnd  usw.

Dadurch bleibst Du im Beobachter- Ich und es entsteht nicht die Gefahr, dass Du Dich völlig mit dem Gefühl identifizierst und überflutet wirst.

Hier entsteht die Pause zwischen Reiz und Reaktion!

Hier kommst Du zu meinem You-tube Kanal:
lebensmitte-endlich-stark.de